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Würmer beim Hund Teil 1 – Relevante Wurmarten und One Health

16.11.2023

Würmer sind im Umgang mit Hunden allgegenwärtig. Umso wichtiger ist es, dass Hundemenschen wissen mit welchen Würmern sie es zu tun haben, wie sie übertragen werden und welche Auswirkungen ein Befall für Hund und Mensch haben kann. In diesem Artikel werden die relevantesten Würmer beim Hund besprochen. Darüber hinaus wird sich vorbeugenden Maßnahmen und der Bedeutung von „One-Health“ gewidmet.

Würmer beim Hund Teil 1 – Relevante Wurmarten und One Health

Spricht man von Würmern beim Hund ist damit die Besiedelung des Hundekörpers mit verschiedenen parasitären Würmern gemeint. Während manche von ihnen große Schäden im Hundeorganismus anrichten können, sind andere zwar für Hunde harmlos, können aber beim Menschen schwerwiegende Erkrankungen auslösen. Umso wichtiger ist es, dass Hundehalter:innen und alle Menschen, die in ihrem Alltag mit Hunden zu tun haben, über für sie relevante Wurmarten Bescheid wissen.

Besonders entscheidend ist dabei, die Übertragungswege und die Auswirkungen eines Befalls sowie die Möglichkeiten und Grenzen von Bekämpfungsmaßnahmen zu verstehen. Nur so kann eine richtige Risikoabschätzung und ein sinnvolles Wurm-Management betrieben werden.

In diesem Artikel schauen wir uns die für Hunde und ihre Menschen relevantesten Würmer an und blicken dabei auf ihre Entwicklungszyklen, ihre gesundheitliche Relevanz und Verbreitungswege. Darüber hinaus widmen wir uns vorbeugenden Maßnahmen und der Bedeutung von „One-Health“.

Weiteres findest du in Teil 2 "Wurmbefall beim Hund richtig erkennen und behandeln!" und Teil 3 "Mythen rund um Würmer, Wurmkuren und Wurmtests".

Was sind Würmer?

Wenn in der Hundewelt von „Würmern“ gesprochen wird, sind zumeist verschiedene parasitär lebende, mehrzellige, wurmförmige, aber evolutionär nicht unbedingt näher verwandte Tiere gemeint. Sie befallen ihre Wirte endoparasitisch, also im Körperinneren. Dabei findet man sie hauptsächlich im Magen-Darm-Trakt, aber auch andere Körperregionen und Organe, wie die Lunge und das Herz, können betroffen sein.

Im tiermedizinischen Bereich werden Würmer zumeist als „Helminthen“ bezeichnet. Damit gemeint sind parasitische Vertreter des Tierstammes der Plattwürmer(Plathelminthen) – zu dem die Bandwürmer (Zestoden) und Saugwürmer (Trematoden) gehören – und der Fadenwürmer (Nematoden). Neben parasitischen eukaryotischen Einzellern (z.B. Kokzidien) und Gliedertieren (z.B. Zecken) gehören die Helminthen zu den mit Abstand relevantesten Hundeparasiten.

Sind Würmer vom Hund auf den Menschen übertragbar?

Einige Würmer oder deren Stadien besitzen ein sogenanntes „zoonotisches Potenzial“, können also auch Menschen befallen und zu ernsthaften, mitunter lebenseinschränkenden, Erkrankungen führen.

Die Aufnahme durch den Menschen kann über unterschiedliche Wege passieren. Zum Beispiel über direkten Kontakt mit Kot, der Wurmeier oder andere infektiöse Stadien enthält. Da diese häufig nicht mit dem bloßen Auge zu erkennen sind, kann dies schneller passieren, als man vielleicht annimmt. So kann es genügen, dass minimale Kotreste mit infektiösen Eiern am Hundefell haften und beim Streicheln des Hundes an die Hände gelangen, um beim Berühren des Gesichts oder beim Essen oral aufgenommen zu werden.
Eine wirksames Wurm-Management ist daher enorm wichtig, insbesondere dann, wenn das Infektionsrisiko aus gesundheitlichen Gründen (Kleinkinder und Säuglinge, immunschwache Menschen, etc.) oder beruflichen Gründen (Tierpfleger:innen, Förster:innen, Tierärzt:innen, etc.) erhöht ist.

Da einige Würmer, die Hunde befallen, eine sehr hohe Reproduktionsrate haben, häufig vorkommen und ein hohes zoonotisches Potential, mit erheblichen gesundheitlichen Auswirkungen mitbringen, betreffen Entscheidung rund und das Wurm-Management, nicht nur den (eigenen) Hund sondern auch andere Tiere und Menschen in seiner Umwelt.
Entscheidungen sollten daher immer mit einem Gedanken an den One-Health-Ansatz getroffen werden. Die maßgeblichen Ziele sollten dabei sein, dass der Hund keine Wurmerkrankung entwickelt und dass durch ihn möglichst keine infektiösen Stadien in die Umwelt abgegeben werden. Der One-Health-Ansatz, beschreibt die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Akteuren der Tiermedizin, Humanmedizin und Umweltwissenschaften, um unteranderem die Verbreitung von Krankheitserregern einzudämmen.

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Welche Würmer kommen bei Hunden häufig vor?

Besonders relevant für Hunde und die mit ihnen zusammenlebenden Menschen sind unterschiedliche Plattwürmer, wie der dreigliedrige Hundebandwurm (Echinococcus granulosus), der Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis), der Gurkenkernbandwurm (Dipylidium caninum), unterschiedlicheTaenia-Arten sowie unterschiedliche Mesocestoides-Arten. Aus dem Stamm der Fadenwürmer sind bestimme Vertreter der Familien der Hakenwürmer, Spulwürmer, Peitschenwürmer so wie Arten, die unter Lungen- und Herzwürmern zusammengefasst werden, für Hunde von Bedeutung.

Im Folgenden widmen wir uns den relevantesten Arten ein wenig genauer und schauen uns ihre Lebenszyklen, Übertragungswege und gesundheitliche Relevanz an.

Bandwürmer beim Hund – Hundebandwurm, Fuchsbandwurm, Gurkenkernbandwurm

Aus dem Stamm der Plattwürmer sind insbesondere Vertreter der Klasse der Bandwürmer für Hunde von Bedeutung. Bandwürmer sind stets darmlos und zeigen einen extrem abgeflachten Körper. Gemein haben sie auch, dass ihre Endwirte bei einem Befall keine oder nur wenig Symptome zeigen. Anders sieht dies jedoch bei natürlichen Zwischen- und Fehlwirten, wie dem Menschen aus, bei denen sich erhebliche Beeinträchtigungen zeigen können.

Der dreigliedrige Hundebandwurm (Echinococcus granulosus)

Der Hundebandwurm wird vor allem durch Hunde, Wölfe und Füchse verbreitet. Während er für Hunde in der Regel keine gesundheitlichen Auswirkungen hat, kann er bei Weidetieren und Menschen erhebliche gesundheitliche Schäden anrichten.

Aufnahme eines Hundebandwurms

Der Hundebandwurm (Echinococcus granulosus) – Entwicklung und Übertragungswege – vereinfachte Darstellung

Der gefährliche Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis)

Der Fuchsbandwurm wird vor allem durch Füchse, aber auch durch Hunde und Katzen verbreitet. Während er für Hunde in der Regel keine gesundheitlichen Auswirkungen hat, kann ein Befall des Menschen zu erheblichen gesundheitlichen Beeinträchtigung führen. Unbehandelt ist der Verlauf in den meisten Fällen tödlich.

Der Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis) beim Hund – Entwicklung und Übertragungswege – vereinfachte Darstellung

Gurkenkernbandwurm (Dipylidium caninum)

Der Gurkenkernbandwurm wird vor allem durch Hunde, Katzen und Füchse (Endwirte) sowie Flöhe (Zwischenwirt) verbreitet. Hunde zeigen meist keine typischen Symptome, es kann zu analem Juckreiz kommen. Auch der Mensch kann durch die Aufnahme des Zwischenwirtes befallen werden.

Aufnahme eines Gurkenkernbandwurms

Der Gurkenkernbandwurm beim Hund (Dipylidium caninum) – Entwicklung und Übertragungswege – vereinfachte Darstellung

Hakenwürmer

Hakenwürmer gehören zum Stamm der Fadenwürmer und haben ihren Namen aufgrund ihres hakenförmigen Vorderkörpers. Sie leben im Dünndarm ihrer Endwirte und heften sich mit ihrer Mundöffnung an die Darmschleimhaut. Ihre infektiösen Larven leben im Freien und können nicht nur oral aufgenommen werden, sondern gelangen auch, durch aktives Eingraben in die Haut, in den Körper ihrer Wirte.

Hackenwuermer beim Hund, die sich an die Darmschleimhaut geheftet haben

Hakenwürmer beim Hund (Uncinaria stenocephala & Ancylostoma caninum) – Entwicklung und Übertragunsgwege – vereinfachte Darstellung

Hundespulwurm – Toxocara canis

Eine Weitere Familie aus dem Stamm der Fadenwürmer sind die Spulwürmer. Sie leben im Darm ihrer Endwirte und haben ihren Namen aufgrund ihrer spindelförmigen Körperform. Für Hund und Mensch ist insbesondere Toxocara canis, der Hundespulwurm, relevant. Während Hundeartige die natürlichen Endwirte darstellen, kann auch der Mensch als Fehlwirt betroffen sein. Gerade für junge Hunde , wie auch für Kinder und immunschwache Menschen, kann eine Infektion erhebliche Folgen haben.

Toxocara canis – Spulwürmer beim Hund

Der Hundespulwurm (Toxocara canis) – Entwicklung und Übertragunsgwege – vereinfachte Darstellung

Hundepeitschwurm – Trichuris vulpis

Peitschenwürmer gehören ebenfalls zum Stamm der Fadenwürmer und können unterschiedliche Organe ihrer Wirte befallen und dabei durchaus schwerwiegende Erkrankungen verursachen. Die insbesondere bei Hunden relevante Art, Trichuris vulpis, lebt vorwiegend im Darm von Hunden, kann aber auch bei Füchsen und anderen wildlebende Hundeartigen vorkommen. Auch der Mensch kann in seltenen Fällen als Fehlwirt betroffen sein.

Der Hundepeitschwurm (Trichuris vulpis) – Entwicklung und Übertragungswege – vereinfachte Darstellung

Herzwurm – Dirofilaria immitis

Auch der Herzwurm gehört zum Stamm der Fadenwürmer. Seine Endwirte sind vor allem Hunde. Ebenfalls können Füchse und Wölfe aber auch Katzen, Frettchen, einige Walarten, Robbenarten und in seltenen Fällen der Mensch betroffen sein. Dirofilaria immitis löst bei Hundeartigen, die nicht selten tödlich endende Herzwurmerkrankung aus.

Der Herzwurm beim Hund (Dirofilaria immitis) – Entwicklung und Übertragungswege – vereinfachte Darstellung

Weitere Herz- und Lungenwürmer – Crenosoma vulpis (Kleiner Lungenwurm) und Angiostrongylus vasorum (Französischer Herzwurm)

Neben dem Herzwurm, werden unter der Kategorie Herz- und Lungenwürmer häufig unterschiedliche Fadenwurmarten zusammengefasst, die nicht eng miteinander verwandt sind, sondern lediglich gemeinsam haben, dass sie insbesondere die Lungen und das Herz befallen. Neben dem bereits erwähnten Herzwurm sind beim Hund die Arten Crenosoma vulpis (Kleiner Lungenwurm) und Angiostrongylus vasorum (Französischer Herzwurm) besonders relevant. Ihre Hauptwirte sind vor allem Hundeartige, als Zwischenwirt fungieren bei beiden Arten Schnecken.

Lungenwürmer und Herzwürmer beim Hund

Crenosoma vulpis – ( auch „kleiner Lungenwurm“)

Herzwürmer und Lungenwürmer beim Hund (am Beispiel crenosoma vulpis und angiostrongylus vasorum) – Entwicklung und Übertragungswege – vereinfachte Darstellung

Angiostrongylus vasorum (auch „Französischer Herzwurm“)

Wie kann ich Würmern beim Hund vorbeugen?

Die zwei Grundpfeiler bei der Vorbeugung von Wurmerkrankungen bei Hund und Mensch sind angepasste Hygienemaßnahmen und regelmäßiges Wurm-Management.

Hygienemaßnahmen

Beim Hygienemanagement geht es insbesondere darum, die Aufnahme und Verbreitung von infektiösen Stadien zu verhindern oder einzudämmen, mit Maßnahmen wie:

Dabei gilt: je mehr Hunde zusammen leben oder an einem Ort zusammen kommen, desto penibler sollte auf das Durchführen von Hygienemaßnahmen geachtet werden. Bei Gruppenhaltung beginnt dies zum Beispiel schon bei der Wahl von leicht zu reinigenden Untergründen und endet bei einer höheren Reinigungsfrequenz von Umgebung und Zubehör.

Wurm-Management

Beim individuellen Wurm-Management geht es um regelmäßige Maßnahmen, die ergriffen werden, um Intervalle, in denen Infektiöse Stadien übertragen werden können und in denen sich Parasiten im Körper manifestieren können, so klein wie möglich zu halten. So soll das Risiko einer Verbreitung der Erreger und der Ausbildung von Krankheiten unter Berücksichtigung von One-Health-Gesichtspunkten
reduziert werden.

Konkret stehen die regelmäßige Anwendung von Wurmkuren und die Untersuchung von Kotproben als Maßnahmen zur Verfügung. Diese können durchaus auch miteinander kombiniert werden. Im weitesten Sinne können auch Maßnahmen, die Zwischenwirten wie Flöhen oder Haarlingen vorbeugen, hinzugezählt werden.

Leider rückt an diesem Punkt meist der Scheindiskurs „Wurmkur vs. Wurmtest“ mit Blick auf den einzelnen Hund in den Vordergrund, während eine individuelle Risikoabschätzung und der Blick auf das Umfeld, sprich Menschen und andere Tiere, in den Hintergrund rückt. Dabei sollte genau dies die eigentliche Frage sein, auf die man eine Antwort sucht.

Während Wurmkuren zum Abtöten von potentiell vorhandenen Würmern und damit zur regelmäßigen Reduzierung einer möglichen Wurmlast eingesetzt werden, soll mit Hilfe von Wurmtests möglicher Wurmbefall festgestellt werden, um diesen anschließend (selektiv) zu behandeln.

Beide Maßnahmen können keinen prophylaktischen Schutz bieten und ihre Effektivität ist von unterschiedlichen Faktoren und natürlich von der Häufigkeit und Regelmäßigkeit ihres Einsatzes abhängig. Im Gegensatz zu beispielsweise Impfungen, können durch eine Wurmkur nur die aktuell im Hund befindlichen Würmer abgetötet werden. Innerhalb kurzer Zeit (24-72h) nach Wurmkurgabe ist der Wirkstoff abgebaut und der Hund kann sich theoretisch direkt wieder infizieren.

Bei Kotuntersuchungen hingegen kann es zu falsch negativen Ergebnissen kommen. Das bedeutet, dass trotz einem negativen Ergebnis, das besagt, dass kein Wurmbefall entdeckt werden konnte, dennoch ein Wurmbefall vorliegt. Dies kann zum einen dadurch entstehen, dass die Qualität von Kotuntersuchungen von menschlichen Faktoren abhängt, zum anderen werden in manchen Zeiträumen des Wurmbefalls überhaupt keine Eier, Entwicklungsstadien oder andere Spuren ausgeschieden, die entdeckt werden könnten. Bei manchen Würmern, wie zum Beispiel dem Herzwurm (Dirofilaria immenses), ist eine Diagnose über den Kot gar nicht möglich. Durch falsch negative Ergebnisse kann eine falsche Sicherheit entstehen, die zu einem unentdeckten Wurmbefall mit relativ hoher Wurmlast, der Ausbildung von Wurmerkrankungen beim Hund und zur Verbreitung infektiöser Stadien, über einen längeren Zeitraum, führen kann.

Um das passende Wurm-Management für dich, deinen Hund und euer Umfeld zu finden, ist es wenig sinnvoll, pauschalen Aussagen zu folgen. Stattdessen ist es wichtig sich Wissen über Würmer, Wurmkuren und Kotproben anzueignen, sich mögliche Schwächen unterschiedlicher Strategien bewusst zu machen und eine individuelle Risikoabschätzung vorzunehmen. Damit es dir einfacher fällt Entscheidungen rund um das Wurmmanagement zu treffen, haben wir dir ein kostenloses E-Book zusammengestellt. Hier erfährst du mehr über Möglichkeiten und Grenzen unterschiedlicher Maßnahmen und wie du eine individuelle Risikoabschätzung vornimmst. Das E-Book kannst du dir hier kostenlos herunterladen.

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Anna-Merle Jedamzik

Anna-Merle Jedamzik

Gründerin von Cleverdog Campus

Merle hat Agrarwissenschaften, mit den Schwerpunkten Tierzucht und Tierhaltung, studiert und widmet sich mit Leidenschaft der Wissenschaftskommunikation im Bereich der Naturwissenschaften. Seit einigen Jahren liegt ihr Fokus dabei auch auf der Kynologie.

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