Die Arbeit der Rettungshunde
In diesem Interview gibt uns Gloria Genreith vom DRK Aachen einen Einblick in die Arbeit mit Rettungshunden. Als Ausbilderin der Mensch-Hund-Teams erklärt sie außerdem, wie jeder in der Rettungshundearbeit aktiv werden kann und was es benötigt, damit Mensch und Hund Leben retten können.
Dieser Artikel ist ein Transkript einer Interview-Folge unseres Cleverdog Podcast. In diesem Format spricht Merle mit Expert:innen aus der Hundefachwelt, die über ihre Arbeit berichten und ihr Know-How mit uns teilen. In dieser Folge ist Gloria Genreith zu Gast – Gloria ist beim Deutschen Roten Kreuz in der Städteregion Aachen für die Ausbildung der Mensch-Hund-Teams verantwortlich. In diesem Interview gibt sie einen Einblick sowohl in das alltägliche Training der Rettungshundestaffel als auch in Einsatzsituationen und gibt Anregungen dafür, wie jeder in der Rettungshundearbeit aktiv werden kann.
Was ist Rettungshundearbeit?
Merle: Hallo Gloria, herzlich willkommen im Cleverdog Podcast! Ich freue mich wirklich sehr, dass du heute hier bist, um uns einen Einblick in die so wichtige Rettungshundearbeit zu geben.
Gloria: Hallo, ich freue mich auch sehr, dass ich bei euch sein darf. Die Freude liegt da ganz auf meiner Seite!
Merle: Du möchtest uns ja heute einen Einblick in die Arbeit der Rettungshunde-Teams geben, wir wollen ein wenig über den Alltag in der Rettungshundearbeit und auch über die Ausbildung zum Rettungshunde-Team sprechen. Doch vielleicht magst du dich vorab noch einmal kurz vorstellen, damit unsere Hörer:innen auch wissen, mit wem wir es hier eigentlich zu tun haben.
Gloria: Ja, sehr gerne!
Mein Name ist Gloria, ich bin 35 Jahre alt, jetzt seit zehn Jahren bei der Rettungshundestaffel und seit mittlerweile vier Jahren schon in der Ausbildung tätig.
Ich habe selbst zwei Hunde beides „Hovis“, also Hovawarte, der eine ist mittlerweile elf Jahre und schon seit einem Jahr in Rente und der andere ist drei Jahre und mittlerweile auch schon geprüfter Rettungshund und darf in Einsätze gehen. Ich komme aus der Nähe von Aachen und das war's schon zu mir.
Merle: Rettungshundearbeit; das hat vielleicht jede:r Hundefreund:in oder auch darüber hinaus jede:r, irgendwie irgendwo schon mal gehört, doch sich darunter auch wirklich konkret etwas vorstellen zu können ist natürlich eine ganz andere Sache – Was ist Rettungshundearbeit eigentlich und welche Art der Rettungshundearbeit macht ihr mit eurer Staffel?
Gloria: Genau, Rettungshundearbeit ist kompliziert. Generell bedeutet diese Arbeit, dass wir mit unseren Hunden nach vermissten Personen suchen. Wir bilden bei uns in der Staffel Flächensuchhunde und Trümmersuchhunde aus.
In der Flächensuche geht es primär darum nach vermissten Menschen zu suchen, die beispielsweise im Park, in Wäldern oder Wiesenflächen verschwunden sind. Das können zum Beispiel Jogger sein, das können Demenzkranke oder Kinder sein; also Menschen, die nicht mehr eigenständig nach Hause finden und sich in Gefahr befinden.
Die Trümmerarbeit ist hier bei uns eher seltener, beispielsweise wenn ein Haus einstürzt. Ich sag mal mit der größte Einsatz, der sicherlich auch jedem bekannt ist, war das Stadtarchiv in Köln. Da waren viele Mensch-Hund-Teams von uns vor Ort.
Merle: Das sogenannte Mantrailing ist aktuell unter vielen Hundefreund:innen sehr beliebt. Was ist denn der Unterschied zwischen dem Mantrailing und der Flächenarbeit?
Gloria: Der größte Unterschied ist, dass unsere Hunde nicht nach dem Individualgeruch suchen. Das mit dem Individualgeruch kennt man ja beim Mantrailing ganz klassisch zum Beispiel mit einer Socke von der Person die gesucht werden soll. Diese wird dem Hund dann vor die Nase gehalten und der Hund sucht dann genau nach dieser einen Person. Das ist bei unserer Arbeit nicht der Fall, wir haben sogenannte „Hochwitterungssucher“. Unsere Hunde laufen frei, sie sind nicht an der Leine sondern kreisen in einem gewissen Radius um uns herum und suchen nach menschlicher Witterung in der Luft. Sie suchen also jeden menschlichen Geruch, weil wir halt häufig gar keinen Anhaltspunkt von den vermissten Personen haben – also keine Socke oder sonst irgendwas.
Manchmal gibt es auch Einsätze wo wir nicht genau wissen, wie viele Personen weg sind, beispielsweise bei einem Autounfall. So kann es vorkommen, dass die Personen im Schock irgendwo eine Böschung runter laufen und wir sehen, dass im verunfallten Fahrzeug ein Kindersitz drin ist, wissen aber nicht ob dort auch tatsächlich ein Kind drin saß.
Dann kommen wir und suchen das Gelände ab und haben natürlich in der Regel nichts von diesen Personen. Das ist aber für unsere Hunde kein Problem, da sie, wie gesagt, nach jedem Menschen suchen.
Merle: Ein ganz großer Unterschied ist sicherlich auch, dass das was ihr macht kein Hundesport ist, sondern das es letztendlich um Menschenleben geht.
Gloria: Das ist bei uns ganz ganz wichtig, dass das auch allen klar ist, dass für unsere Arbeit eine gewisse Disziplin erforderlich ist, weil wir da nach Menschen suchen. Da muss jeder konzentriert bei der Sache sein und auch entsprechend sorgfältig arbeiten. Es ist einfach kein Hobby, was man so nur für sich und den Hund macht, sondern wir suchen Menschen, die in der Situation auf uns angewiesen sind.
Merle: Eure Staffel hat ihren Sitz in Aachen. Für welchen Bereich seid ihr genau zuständig und gibt es auch andere Staffeln in dieser Region?
Gloria: Also wir sind für den ganzen Aachener Bereich zuständig, aber nicht alleine. Dort gibt es auch noch weitere Staffeln von anderen Hilfsorganisationen, mit denen wir auch zusammenarbeiten und gemeinsam in Einsätze gehen. Wir selbst bilden mit noch anderen Staffeln des DRK zusammen den Landesverband Nordrhein, was halt praktisch alles hier in der Umgebung abdeckt – so gibt verschiedene Staffeln zum Beispiel in Viersen, in Krefeld, in Mühlheim an der Ruhr und soweiter. Hier sind also überall Staffeln und jede hat ihr Gebiet, wo sie als erstes vor Ort ist.
Unser Gebiet ist Aachen, aber wenn wir Verstärkung brauchen, dann kommen sofort die anderen Staffeln und unterstützen uns. So funktioniert das eigentlich bei uns allen für den Bereich Nordrein-Westfalen.
Wie sieht der Einsatz mit Rettungshunden aus?
Merle: Du hast es gerade angesprochen – ihr arbeitet ja für eine Hilfsorganisation; und somit auch in einem Ehrenamt. Wie ist das zu verbinden mit dem eigentlichen Job und mit dem Leben was man daneben auch noch hat?
Gloria: Ja, das muss man schon sagen, das ist sehr sehr zeitintensiv, weil einfach wahnsinnig viel dazu gehört und dessen muss man sich glaube ich auch bewusst sein.
Es ist auf jeden Fall machbar in Verbindung mit der Arbeit, aber man ist natürlich auch so ein bisschen auf ja die Zusammenarbeit mit seinem Arbeitgeber angewiesen. Es ist wichtig klar zu besprechen, dass man möglicherweise zu Einsätzen gerufen wird – sowohl nachts als auch tagsüber – und dass man eine Vereinbarung findet, wie man dies am besten ermöglichen kann.
In meinem Fall ist es Gott sei Dank kein Problem. Ich bin freigestellt, ich darf in Einsätze gehen während der Dienstzeit, es sei denn es ist jetzt irgendein ganz wichtiger Termin, bei dem ich gerade nicht wegkann. Und so handhabt das eigentlich jede:r Hundeführer:in von uns, dass er oder sie das mit dem Arbeitgeber abspricht und da irgendeine Regelung findet, dass die Einsätze möglich sind. Bei uns sind alle hauptberuflich noch tätig und machen die Rettungshundestaffel praktisch nebenher. Das funktioniert auf jeden Fall.
Merle: Wie kommt so ein Einsatz zustande, wer kriegt als erstes Bescheid und wie sieht der Ablauf am Beginn eines Einsatzes aus?
Gloria: Also, das muss ich ganz klar vorne weg sagen, wir werden nur durch die Polizei angefordert. Also, es ist nicht so, dass wir uns selbst auf die Socken machen, wenn irgendwo jemand vermisst wird. Wir werden ausschließlich durch die Polizei angefordert und rücken auch nur dann aus. Das funktioniert über einen Alarm, den wir aufs Handy bekommen. Da müssen wir dann bestätigen, dass wir den erhalten haben und melden uns dann zurück, ob wir einsatzbereit sind oder nicht. Danach haben wir 20 Minuten Zeit in die Sachen zu hüpfen und zu unserem Treffpunkt zu kommen, wo wir uns immer treffen, denn natürlich fahren wir nicht mit den Privatautos in den Einsatz.
Dann treffen wir uns an diesem Ort und fahren gemeinsam zum Einsatzort, der uns vorher bekannt gegeben worden ist.
Merle: Heißt das dann auch, dass du bei dir zu Hause alles immer schon einsatzbereit liegen hast, also zum Beispiel die Klamotten, in die du dann reinschlüpfst ?
Gloria: Ja, ich habe immer alles gepackt, ich habe zwei Orte wo ich meine Sachen einsatzbereit liegen habe. Tatsächlich einmal Zuhause zentral, sodass ich eben nicht nachträglich anfangen muss meine Sachen zusammenzusuchen und im Auto, weil es halt einfach auch mal sein kann, dass ich gerade mit den Hunden unterwegs bin, wenn ein Einsatz kommt. Es wäre echt ärgerlich, wenn man dann erstmal nach Hause fahren muss, um die Sachen zu holen. Außerdem muss auch immer alles einsatzbereit sein, damit man einfach auch nichts vergisst.
Merle: Wenn ihr euch jetzt getroffen habt und am Einsatzort angekommen seid, was ist das nächste was vor Ort passiert?
Gloria: Wenn wir am Einsatzort ankommen sind, dann bleiben die Hundeführer:innen erstmal alle im Fahrzeug sitzen und der oder die Gruppenführer:in meldet sich bei der Einsatzleitung. Dort gibt er unsere Stärke an, also wie viele wir sind, wie viele Helfer und wie viele Hunde wir haben. Über den oder die Gruppenführer:in wird dann quasi alles weitere an die Staffel kommuniziert, er oder sie bekommt dann halt alle Daten die wir brauchen – sprich die Karten, nähere Angaben über die vermisste Person, die bekannt sind und den Funkkanal. Er oder sie kommt dann zu uns zurück und weist jedes einzelne Team ein, also wer welches Suchgebiet geht und wer mit welche:r Helfer:in geht und kümmert sich um die Organisation, sodass wir dann im Gebiet ausschwärmen können.
Merle: Natürlich kann nicht ein Hund allein eine solche Arbeit leisten, ich schätze mal das kann ja auch wirklich sehr sehr lange dauern. Wie lange sucht denn ein Hund am Stück?
Gloria: Ganz schwierig das so zu sagen, das hängt tatsächlich immer alles so ein bisschen mit der Situation zusammen – also wie unwegsam, wie schwierig ist das Gebiet? Wie sind die Witterungsverhältnisse? Ist es im Winter bei minus 20 Grad oder im Sommer bei über 30°? – das sind alles so Faktoren, die dort mit reinspielen. Das schulen wir auch im Training, damit die Hundeführer sich und die Hunde gut einschätzen können.
Es gibt so einen Maßstab, dass man nach etwa 30 Minuten einfach auch noch mal überprüft, ob der Hund wirklich noch am Suchen ist oder eigentlich nur noch stumpf herumläuft. Das ist auch immer ganz wichtig, denn der Hund muss auch wirklich konzentriert die ganze Zeit suchen. Es bringt nichts, wenn der Hund einfach nur noch hin und her rennt und eigentlich schon zu erschöpft ist. Man muss sich auch immer wieder vergewissern, dass der Hund wirklich noch in der Arbeit ist. Man legt dann auch zwischendurch mal Pausen ein, tränkt den Hund, dann kann man auch weitersuchen und die Suchzeit noch ein bisschen verlängern. Aber, nichtsdestotrotz, ist es jetzt kein Zeitraum von zwei oder drei Stunden, in denen der Hund am Stück suchen kann, dem muss man sich schon bewusst sein.
Wenn die Hunde dann wirklich richtig erschöpft sind und auch eine Trinkpause nichts mehr bringt, dann gehen die Hunde ins Auto und können sich da eine, anderthalb Stunden ein bisschen regenerieren. Das kommt auch immer so ein bisschen auf den Hund drauf an, wie schnell der abschaltet und sich erholen kann, und danach können die Hunde aber schon wieder in die Suche gehen und noch mal ein Suchgebiet absuchen.
Welche Hunde eigenen sich als Rettungshunde?
Merle: Da merkt man schon, dass es eine sehr sehr anspruchsvolle Aufgabe, eben nicht nur für den Menschen, sondern auch für den Hund ist. Das erfordert natürlich auch eine gute Ausbildung. Kann das eigentlich jeder und wie wird man zu einem Rettungshunde-Team?
Gloria: Also grundsätzlich kann es tatsächlich jeder. Die Herausforderung an den Menschen ist, dass er 18 Jahre alt ist. Das ist wichtig. Und für den Hund gilt, ganz unabhängig ob Rasse oder Mischling:
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er sollte nicht zu groß und nicht zu klein sein. Ich sage mal, es wird für ein Bernhardiner von der körperlichen Beschaffenheit wahrscheinlich eher schwierig große unwegsame Gebiete möglicherweise noch mit Hanglage und so weiter abzusuchen, beziehungsweise würde ihm dies wahrscheinlich langfristig körperlich eher schaden, als das es ihm gut tun würde. Das gleiche gilt beispielsweise für einen Mops oder Chihuahua, da muss man natürlich auch ein bisschen gucken wie die körperlichen Beschaffenheiten sind.
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er sollte ein freundliches offenes Wesen, vor allen Dingen Fremden gegenüber haben, weil wir in der Arbeit einfach Fremde suchen.
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er sollte am besten ein hohes Maß an Beutetriebigkeit mitbringen, egal ob Spiel oder Futter, denn wir brauchen natürlich irgendwas, wofür der Hund den Job macht. Wir brauchen natürlich irgendwas wofür der Hund den Job macht. Wenn es jetzt ein Hund ist dem eigentlich nichts wichtig ist, wird es natürlich schwierig ihn für die Arbeit zu bestätigen und ihn wirklich in die Arbeit zu bekommen.
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er sollte auch nicht zu alt sein, bei uns ist es so wir sagen so zwei, maximal drei Jahre sollte er sein wenn er die Ausbildung beginnt. Weil die Ausbildung einfach so zwei bis drei Jahre dauert und das muss einfach im Verhältnis stehen. Hier sind wir auch an eine Prüfungsordnung gebunden. Damit unsere Hunde überhaupt in einen Einsatz dürfen, müssen sie nach Abschluss der Ausbildung eine Prüfung absolvieren. Und diese Prüfungsordnung gibt vor, dass der Hund bis zur Vollendung seines sechsten Lebensjahres seine erste Prüfung bestanden haben muss – möglicherweise handhaben andere Staffeln das anders.
Merle: Ich stell mir dieses Arbeiten auf Distanz auch wirklich sehr sehr schwierig vor, der Hund muss ja wirklich sehr selbständig bei euch arbeiten.
Gloria: Ja, absolut! Das selbständige Arbeiten ist tatsächlich die größte Herausforderung, weil wir uns zum einen natürlich auch blind – im wahrsten Sinne des Wortes – auf unseren Hund verlassen können müssen. Der ist nicht an einer Leine, der läuft frei um uns herum in einem fremden Waldgebiet und meistens sind die Einsätze natürlich auch noch nachts. Er muss einfach alleine richtige Entscheidungen treffen. Dazu gehören natürlich so Dinge, wie nicht dem Wild hinterherzulaufen und in einem vorgegebenen Suchgebiet zu bleiben. Das heißt, er muss sich zum einen durch seine:n Hundeführer:in steuern lassen, aber eben auch – und das ist mit so das Wichtigste – wenn er menschliche Witterung hat, diese bis zum Ende verfolgen und sich davon auch nicht abrufen lassen. In dem Moment wo ich jetzt vielleicht denke „Oh Gott, ich seh‘ ihn jetzt nicht mehr, ich rufe ihn mal zurück“, er aber gerade dabei ist eine menschliche Witterung auszuarbeiten, dann erwarten wir auch von unseren Hunden, dass sie sich dem widersetzen und diesen Geruch zu Ende verfolgen. Wenn der Hund dies nicht tun würde, könnte im schlimmsten Fall jemand sterben und deswegen ist diese Selbständigkeit für uns unheimlich wichtig. Zu dieser Selbständigkeit gehören für denn Hund dann auch Herausforderungen, wie Hänge hochzulaufen wo nicht genau klar ist was oben auf der Kuppe auf ihn wartet, er muss in Dickichte rein, um diese abzusuchen, und so weiter.
Merle: Sind die Hunde mit GPS ausgestattet, so dass ihr sie finden beziehungsweise bei der Arbeit verfolgen könnt?
Gloria: Genau. Mittlerweile kenne ich wirklich keinen mehr der ohne GPS arbeitet. Früher ist es natürlich häufiger ohne gemacht worden, mittlerweile haben alle irgendeine Art von GPS am Hund. Dies können Tracker sein, die anschließend ausgewertet werden oder auch Live-Tracker, wie wir sie in unserer Staffel verwenden – also GPS-Sender am Hund und gleichzeitig auch das GPS-Gerät auf dem wir die ganze Zeit live sehen können wo der Hund sich gerade aufhält.
Das schöne ist, dass das Gerät uns auch sagt, wenn der Hund bellt. Weil manchmal, gerade wenn es sehr sehr stürmisch ist oder es extrem regnet und der Hund 200 Meter weit entfernt ist, vielleicht noch in der Senke oder wenn der Wind ungünstig steht, dann kann es natürlich sein, dass der Hund eine Anzeige macht und wir es nicht hören können.
Damit fahren wir eigentlich auch ganz gut, weil wir dann wirklich genau sehen wo war der Hund, was hat er alles abgesucht und dass wir im Falle des Falles, wenn er eine Anzeige hat, auch schnell zu dem Hund kommen.
Wie sieht die Ausbildung zum Rettungshund aus?
Merle: Jetzt kommen wir mal ein bisschen zu der Ausbildung, die es möglich macht, dass der Hund das alles leisten kann. Du hast schon gesagt, die Ausbildung dauert etwa zwei bis drei Jahre. Was muss der Hund alles können und wie kann er überhaupt diese Ausbildung starten, gibt es da einen Eignungstest?
Gloria: Also wenn die Hunde zu uns kommen wäre es natürlich schön, wenn schon ein gewisser Grundgehorsam vorhanden ist. Aber es ist nicht die Voraussetzung. Bei uns fangen auch ganz häufig Menschen mit Welpen an, da ist natürlich noch gar nichts an Grundgehorsam vorhanden. Das ist nicht schlimm, das erarbeiten wir uns dann einfach im Laufe der Ausbildung. Der Weg zum Rettungshund sieht bei uns in etwa so aus:
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Ganz am Anfang steht der Eignungstest, den das neue Team ablegen muss. Dieser Eignungstest wird vom Landesverband abgenommen und ist ein reiner Wesenstest. Der Hund muss nichts können, sondern einfach sein Wesen präsentieren. Natürlich wird auch ein bisschen geguckt, wie die Bindung zwischen Mensch und Hund ist, aber ansonsten wird nur das Wesen abgefragt, um zu schauen, ob sich dieser Hund für die Ausbildung zum Rettungshund eignet. So wird zum Beispiel geschaut, ob der Hund gesteigerte Aggressionen oder Ängste zeigt. Das wären eigentlich die einzigen Gründe, warum ein Hund durch diesen Eignungstest fallen könnte, Aggression und Angst, also wirklich übertriebene Angst.
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Wenn der Eignungstest bestanden ist, darf man offiziell diese Ausbildung starten. Die Sucharbeit wird trainiert und auch der Mensch wird ausgebildet. Wir starten dann immer mit kleinen Übungen, die wir natürlich altersgerecht an die Hunde anpassen. Beim Beispiel des Welpen sieht das dann so aus:zuerst die Sozialisierung, das heißt viel „Spielkreis“, so nennen wir das, mit allen Helfern aus der Staffel. Der Hund wird hier viel von fremden Leuten bespielt und mit Futter bestätigt, so lässt er sich überall anfassen und verliert einfach die Scheu mit Fremden zu arbeiten. Mit Fremden zu arbeiten und nicht nur mit dem eigenen Hundeführer, also mit der eigenen Bezugsperson, ist für Hunde tatsächlich häufig ein Problem, daher starten damit, sodass der Hund mit uns allen und der Umgebung „warm wird“
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Im Anschluss geht es eigentlich schon weiter mit kleinen Sucharbeiten. Dafür verstecken wir dann zunächst den oder die Besitzer:in des Hundes. Hier hat der Hund den größten Bezug und die größte Motivation seinen Menschen zu suchen. Die zu suchende Person wird dann irgendwann im Laufe der Ausbildung ersetzt durch jemand Fremdes. So geht das dann langsam weiter, dass man die Suchgebiete immer vergrößert, die Aufgabenstellungen immer komplexer werden lässt. Anfangs liegen die Personen natürlich immer genauso, dass der Hund sie zwangsläufig in die Nase bekommt, irgendwann muss er sich die Witterung natürlich suchen.
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Am Ende der Ausbildung steht dann die Rettungshundeprüfung, der sich das Team stellen muss. Diese „Abschlussprüfung“ ist jedoch keine endgültige Prüfung, sondern muss alle zwei Jahre erneut abgelegt werden, um das Team auch immer wieder zu kontrollieren. Zwei Jahre sind schließlich ein langer Zeitraum, in denen sich gerade der Hund extrem verändern kann. Wenn der Hund diese Prüfung besteht darf er in Einsätze gehen.
Merle: Wie kann man sich diese Prüfungen vorstellen, in was für Abschnitte oder Teile gliedert sie sich?
Gloria: Die Prüfung besteht aus verschiedenen Teilen:
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Fachfragen-Teil für den Menschen: Eine Theoretische Prüfung in der Fragen aus einem vorab gelernten Fragenkatalog geprüft werden.
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Verweis-Test: Hier wird überprüft wie der Hund an der Person ist. Wenn es zum Beispiel ein „Verbeller" ist wird geschaut wie die Bell-Anzeige an der Person ist. Außerdem wird kontrolliert wie das Verhalten am Menschen ist, zum Beispiel ob der Hund an der Person kratzt oder im schlechtesten Fall draufspringt.
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Gehorsamkeit-Teil: Diesen Teil kann man sich wie eine Begleithundeprüfung vorstellen. Dort wird ein gewisses Schema abgefragt, wo der Hund verschiedene Elemente aus der Unterordnung mit seinem Menschen zeigen muss. Das sind sowohl technische Elemente als auch Verträglichkeit gegenüber Menschen und Hunden.
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Such-Teil: Hier hat das Hund-Mensch-Team 20 Minuten Zeit in einem Suchgebiet zwei Personen zu finden. In diesem Teil wird auch Funken und GPS abgefragt, außerdem die Taktik – also wie teile ich mir ein Suchgebiet ein, denn ich muss vorher genau bekannt geben wie ich vorhabe dieses Gebiet abzusuchen. Außerdem muss Erste Hilfe an der Person geleistet werden.
Gloria: Wenn alle Teile bestanden sind ist man ein „Einsatz geprüftes Team“. Dabei ist wichtig zu sagen, dass man jede einzelne Disziplin bestehen muss, damit man überhaupt in die Nächste kommt. Wenn ich beispielsweise im Gehorsamkeits-Teil durchfalle komme ich gar nicht erst in die Suche – so ist es zumindest bei uns. Ich kann hier natürlich immer nur für das DRK sprechen, weil es bei den anderen Hilfsorganisationen anders sein kann.
Merle: Sind die Durchfallquoten hoch oder wird die Ausbildung auch manchmal abgebrochen, weil man merkt, dass es nicht so passt?
Gloria: Ja, also die Durchfallquote ist nicht gering. Was aber häufig nicht daran liegt, dass Teams in die Prüfung geschickt werden, die eigentlich noch nicht den Stand haben, sondern weil der Druck, glaube ich, sehr sehr hoch ist. Wenn man zwei oder drei Jahre für etwas gearbeitet hat und dann an einem Tag alles abgefragt wird, ist das gerade für ein junges Team wahnsinnig aufregend. Das ist natürlich eine Stresssituation in der auch der Hund erstmal klarkommen muss seinen Menschen so aufgeregt zu erleben. Wir versuchen das natürlich zu üben, aber wirklich so wie es an einem Prüfungstag ist kann man es im Training nicht simulieren.
Man muss dazu sagen, die Prüfung geht in der Regel von morgens bis abends, also es ist wirklich ein kompletter Tag wo man alle sieben Sinne beieinander halten muss. Das ist glaube ich auch eine Herausforderung an beide, dass der Mensch es trotz dieser Belastung schafft und dass der Hund eben auch diesen Stress seines Menschen kompensieren kann.
Natürlich wird kein Team unvorbereitet in die Prüfung geschickt, sondern erst dann, wenn die Ausbilder auch der Meinung sind, dass sie soweit sind jetzt in Einsätze zu können.
Merle: Du hast von den unterschiedlichen Teilen in der Prüfung gesprochen. Werden alle Teile bei euch in der Ausbildung erarbeitet ?
Gloria: Also bei uns in der Staffel wird die komplette Ausbildung für Mensch und Hund, was die Rettungshundearbeit angeht, natürlich von uns gemacht. Das heißt, die Grundausbildung der Helfer:innen – wie GPS, Funken, Orientierung, Karte und Kompass – sowie die Sucharbeit schulen wir. Es würde aber einfach den zeitlichen Rahmen und somit unsere Möglichkeiten sprengen, wenn wir auch noch den ganzen Grundgehorsam, also Sitz, Steh, Platz, Fuß und so weiter, übernehmen würden. Da raten wir den Leuten schon zur Hundeschule zu gehen, im Verein oder mit einem oder einer Trainer:in zu üben. Es gibt auch Leute die einfach genug Erfahrung haben, dass sie das für sich alleine erarbeiten. Aber gerade den Neuen empfehlen wir natürlich die Hundeschule. Nichtsdestotrotz fragen wir das aber auch ab und integrieren das ins Training, um zu sehen wie der Stand ist und wo gegebenenfalls noch nachgebessert werden muss.
Merle: Jetzt haben wir so viel über die Ausbildung des Hundes gesprochen. Vielleicht kommen wir auch noch mal so ein bisschen zum Menschen. Du hast angesprochen, dass da natürlich einiges behandelt wird, aber muss der Mensch auch noch eine gesonderte Ausbildung absolvieren bei euch?
Gloria: Bevor die Hundeführer:innen mit ihren Hunden als geprüftes Team in Einsätze gehen, begleiten sie die Einsätze als Helfer:innen. Die Grundvoraussetzung hierfür ist die Einsatzkräfte-Ausbildung (EKA). Hier muss man verschiedene Module belegen, unter anderen auch Erste Hilfe. Der Mensch ist eben nicht nur Hundeführer:in sondern auch DRK-Mitglied und geht auch in Sanitäts-Einsätze. Er oder sie ist letzten Endes natürlich sowohl als Helfer:in, als auch als Hundeführer:in an einer gegebenenfalls verletzten Person und muss hier natürlich in der Lage sein zu helfen. Dazu kommen dann noch verschiedene Module wie zum Beispiel das Funken. Ohne die Einsatzkräfte-Ausbildung dürfte man auch gar keine Prüfung ablegen.
Darüber hinaus gibt es noch eine fachdienstspezifische Ausbildung, die sich nur auf die Rettungshundearbeit spezialisiert. Damit kommt nochmal eine theoretische Ausbildung dazu, die allerdings ins Training integriert wird. So haben wir dann beispielsweise einmal im Monat Theorie wo Kynologie, Erste Hilfe am Hund, Verhaltensdreieck, Verhaltensgrundsätze beim Transport von Hunden und noch einige weitere Theoriethemen gelehrt werden, die zum Abschluss dieser „Fachdienstausbildung Rettungshunde“ dazu gehören .
Merle: Das heißt, der Mensch geht schon vorher mit in Einsätze bevor das Mensch-Hund-Team seine finale Prüfung abgelegt hat?
Gloria: Genau, wenn die Helfer:innen ihre Einsatzkräfte-Ausbildung absolviert haben, nehmen wir sie mit in die Einsätze. So können sie schon als Helfer mitlaufen und Erfahrung sammeln. Bei uns ist es ja so, dass kein Hund-Mensch-Team alleine in den Einsatz geht, es muss immer mindestens ein:e Helfer:in dabei sein. Die „Neuen“ nutzen wir dann gerne als „dritten Mann“, sie dürfen dann bei einem Team mitlaufen und erstmal nur zugucken. Bis sie sich dann selber in der Lage fühlen als vollständige:r Helfer:in mitzulaufen und auch mal Aufgaben zu übernehmen wie Funken, das GPS mit im Auge zu behalten, Straßen gegebenenfalls mal abzusichern oder den Weg zu kennzeichnen. Letzteres ist im Einsatz tatsächlich immer eine ganz ganz wichtige Aufgabe, denn wenn ich Nachts in einem Waldstück im Unterholz mit meinem Hund bin, ist es immer ganz wichtig den Helfer auf dem Weg zu haben, um immer einen Orientierungspunkt zu haben.
So können sie erstmal ihre Erfahrungen sammeln, damit sie später einfach auch gut vorbereitet sind, denn der erste Einsatz mit dem eigenen Hund, das ist aufregend. Da kann sich glaube ich keine:r von freisprechen. Auch für mich war es etwas ganz anderes mit meinem zweiten Hund in Einsätze zu gehen als mit meinem ersten Hund, das ist einfach so. Deswegen ist es einfach nur gut für die Helfer:innen, wenn sie vorher schon das Ganze mal kennengelernt haben, auch diese mentale Belastung, und wie man damit umgeht, damit sie dann einfach stark genug sind, um den eigenen Hund durch einen Einsatz zu führen.
Wie kann man selbst in der Rettungshundearbeit aktiv werden?
Merle: Das heißt, wenn jetzt eine:r unser Hörer:innen denkt, „Oh, ich habe Lust mich zu engagieren, ich finde eure Arbeit super interessant, aber ich habe entweder noch gar keinen Hund oder mein Hund ist vielleicht zu alt oder nicht geeignet für den Job“, dann kann das durchaus Sinn machen sich trotzdem schon mal mit euch oder mit anderen Organisationen und Staffeln in der jeweiligen Region in Kontakt zu setzen und erstmal als Helfer anzufangen?
Gloria: Ja total, also wir suchen nicht nur Leute mit Hund, sondern auch immer gerne Leute ohne Hund:
Die Helfer:innen sind bei uns genauso wichtig wie die Hundeführer:innen. Das ist auch immer ein ganz wichtiges Thema. Viele denken man kann nur mit einem Hund anfangen, aber dem ist nicht so. Helfer:innen können bei uns genauso ihre Einsatzkräfte-Ausbildung machen. Sie können alles Mögliche an Theorieunterricht mitmachen sowie Prüfungen ablegen, abgesehen von der „Rettungshundeprüfung“ natürlich, und sind dann vollwertige Helfer:innen, die mit in Einsätze gehen.
Gloria: Und wenn sie später vielleicht mal einen Hund haben möchten, wird ihnen das alles natürlich auch angerechnet, dann müssen sie das nicht noch mal neu machen. Aber selbst, wenn sie keinen Hund haben möchten, können sie trotzdem gerne bei uns bleiben und haben auch durchaus genug Aufgaben, wichtige Aufgaben, die sie übernehmen können.
Merle: Also traut euch ruhig eine Rettungshundestaffel bei euch in der Umgebung anzusprechen, wenn ihr Lust habt euch in diesem Bereich zu engagieren.
Und ich nehme an, wenn jemand mal Lust hat ein bisschen reinzuschnuppern bei euch, dann seid ihr bestimmt auch sehr offen dafür, oder?
Gloria: Ja total, also bei uns ist zum Schnuppertraining jeder gerne gesehen. Einfach einen Termin abstimmen, dann könnt ihr mal bei uns reinschnuppern und euch das ganze angucken, euch auch gerne mal selbst suchen lassen. Wir freuen uns immer riesig, wenn wir Fremde bei uns haben, weil das für unsere Hunde auch ein super Training ist. Irgendwann kennen die Hunde schließlich auch jede:n Helfer:in aus der Staffel. Darüber hinaus sind unsere Helfer:innen natürlich auch gut ausgebildet und wissen wie sie mit den Hunden umzugehen haben und das ja in der Realität, in unseren Einsätzen, nicht so. Letztlich suchen wir ja Menschen, die vielleicht auch Angst vor unseren Hunden haben oder gar nicht wissen, wie man damit umgeht, wenn der Hund ankommt und bellt.
Daher ist das immer das Schöne, wenn wir Menschen haben, die einfach nur schnuppern kommen. Die verstecken wir dann auch gerne, damit die Hunde einfach auch noch mal eine andere Erfahrung bekommen. Das ist also auch für unsere Teams immer ganz schön. Aber ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass die Leute, die bei uns schnuppern kommen, es auch immer ganz spannend finden, wenn sie das erste Mal von einem Hund gesucht und gefunden werden – es ist einfach auch eine ganz ganz spannende Erfahrung. Von daher, glaube ich, profitieren immer beide Seiten vom Schnuppertraining und das kann auch gerne zwei- bis dreimal sein, wenn man sich nicht sicher ist, ob man sich jetzt direkt binden will und ob das wirklich was für einen ist.
Das gilt natürlich auch für Mensch-Hund-Teams. Auch hier sagen wir immer: „Kommt zwei- bis dreimal ohne Hund und dann erst arbeiten wir mit eurem Hund und gucken ob er geeignet ist. So habt ihr auch eine Chance euch einfach mal auf das Training einzulassen“. Wenn man nur mit seinem Hund kommt, dann sind doch immer alle Augen irgendwie beim Hund und man ist gedanklich immer so ein bisschen mit dem eigenen Hund beschäftigt.
Also wirklich keine Scheu, wenn euch die Rettungshundearbeit interessiert, dann schaut einfach mal vorbei und kontaktiert Staffeln bei euch in der Nähe. Wir freuen uns immer sehr über Nachwuchs, ich glaube das kann ich auch im Namen sämtlicher anderen Staffeln so sagen. Ich kann auch nur dafür werben, weil es wirklich eine sehr sehr schöne Aufgabe ist, und für mich mit keinem Geld der Welt zu bezahlen.
Merle: Beratet ihr auch Neuzugänge, die noch gar keinen Hund haben oder einen Hund mit dem sie diese Arbeit nicht machen möchten oder können, einen passenden Hund für die zukünftige gemeinsame Arbeit zu finden ?
Gloria: Wir beraten immer gerne und haben ja häufiger Leute, die ohne Hund kommen und sich das erst angucken und sich anschließend erst einen Hund anschaffen möchten. Wenn wir dann irgendwie unterstützen und bei der Auswahl beraten können, dann machen wir das natürlich auch immer gerne. Aber, was mir wichtig ist zu sagen:
Es gibt nicht den geborenen Rettungshund, ich glaube das muss allen klar sein. Auch wenn wir Vorschläge machen zu einer Rasse, zu einer Art von Hund – ich mag es immer nicht so mich da an Rassen festzuhalten, deswegen spreche ich eher von „Hundetypen“. Ich kenne auch genug Hunde, Mischlinge, auch Hunde aus dem Tierheim, die wunderbare Arbeit machen.
Gloria: Doch auch wenn wir unterstützen und beraten, sollte jedem klar sein, dass nicht jeder Hund ein Rettungshund werden muss. Es gibt nicht den Garant dafür, dass der ausgewählte Hund ein Rettungshund wird. Hunde können die vielfältigsten Aufgaben übernehmen, und wenn der Hund kein Rettungshund wird ist er natürlich kein schlechter Hund. Ich finde es auch ehrlich gesagt ein bisschen unfair, wenn man den Hund auf Teufel komm raus da irgendwie in einen Schuh zwingen will, der ihm gar nicht passt. Und ich glaube so offen muss man eigentlich auch von Anfang an sein, damit man nachher nicht enttäuscht wird oder irgendeiner dann nachher da drunter leidet – im Zweifel der Hund. Deswegen können wir immer nur so ein bisschen beraten und in eine Richtung lenken, mit der wir gute Erfahrungen gemacht haben. Und ja, das machen wir natürlich sehr sehr gerne, wenn wir das irgendwie können. Aber trotzdem raten wir den Besitzer:innen auch immer den Hund auch ein bisschen nach ihren eigenen Bedürfnissen auszuwählen, weil er ist und bleibt auch noch ein Familienhund. Er ist ja nicht nur Rettungshund sondern lebt auch zu Hause und man muss letztlich ja auch mit dem Hund im privaten Umfeld klarkommen.
Wie bist du selbst auf die Rettungshundearbeit gekommen?
Gloria: Ich bin dazu tatsächlich total unverhofft gekommen. Ich komme eigentlich aus dem Turnierhundesport und habe das mit meinem damaligen Hund gemacht. Habe diesen Sport immer sehr sehr gerne gemacht, aber irgendwann habe ich mir die Frage gestellt: „Wofür das Ganze?“ Die ganze Arbeit für einen Pokal, der am Ende des Tages im im Schrank steht und verstaubt. Also, da steckt schon viel Training dahinter. Und so hat mir irgendwie immer was gefehlt. Ich habe das aber nie größer verfolgt, weil ich auch irgendwie keine Alternative gesehen habe, bis ich tatsächlich mal auf einem Turnier in Belgien war, wo die Rettungshundestaffel aus Belgien eine Vorführung hatte. Das war für mich der Schlüsselmoment. Ich habe das gesehen und war sofort gefangen und wusste, dass ich das machen muss, dass diese Arbeit genau das ist was ich machen möchte.
Ja, und dann nahm das ganze seinen Lauf. Ich habe mich dann informiert – damals war mein Hund dann aber schon acht und zu alt für die Ausbildung. Ich hatte es dann erst so ein bisschen verworfen und gedacht, dass ich es irgendwann aber definitiv machen will und dann ist leider mein Hund sehr sehr schnell verstorben. Es kam ein neuer Hund und dann war eigentlich sehr schnell klar was ich mit diesem Hund machen werde.
Merle: Du bist ja nicht nur „normales Teammitglied“ sondern auch zuständig für die Ausbildung der Rettungshunde, also Ausbilderin. Das heißt, dass du dich da in den letzten Jahren schon sehr engagiert hast.
Gloria: Ja, also man wächst da tatsächlich so rein. Ich war auch nicht immer so wie ich jetzt bin, das muss man auch dazu sagen. Als ich in der Staffel angefangen habe, war vieles für mich ganz viel gruselig, das kann man glaube ich mal so sagen. Also ich fand ganz komisch abends irgendwo alleine im Wald zu sitzen. Das ist schon verrückt, was man gerade abends im Winter-Training auf einmal für Geräusche im Wald hört – irre!
Das hat mich damals auch ein bisschen eingeschüchtert. Aber ich bin wirklich in diese Sache reingewachsen, so dass ich immer mehr wollte. Mit jedem Bisschen wo ich weiter kam, hat es mich immer mehr interessiert und ich wollte immer tiefer in diese ganze Geschichte rein.
Ich muss auch dazu sagen, dass der Weg mit meinem älteren Hund, mit dem Bruce, also quasi mit meinem ersten Hund, mit dem ich alles angefangen habe, nicht sehr einfach war. Es war schon ein langer steiniger Weg für uns beide, dass er ein geprüfter Rettungshund wird. Das hat letztlich aber auch dazu beigetragen, dass ich so tief in diese Arbeit und Ausbildung von Hunden reingekommen bin. Ich hab mich so sehr damit auseinandergesetzt und wollte so sehr, dass er ein Rettungshund wird.
So ist irgendwie dann auch die Liebe zum Ausbilden entstanden. Ich habe einfach so viel hinterfragt und Ausbildungsmethoden studiert und so bin ich da langsam aber sicher reingewachsen, bis meine damalige Ausbilderin fragte: „Hast du nicht Lust mich so ein bisschen zu unterstützen, so ein bisschen meine rechte Hand zu werden?“. So bin ich dann da rein geschlittert bis ich dann irgendwann vollwertige Ausbilderin geworden bin.
Wie sieht die Ausbildung zur „Rettungshunde-Ausbilderin“ aus? Darfst du damit auch als „normale Hundetrainerin“ Hunde trainieren?
Gloria: Die Ausbildung zur Ausbilderin ist schon sehr aufwändig, das muss man sagen. Die Grundvoraussetzung ist, dass man mindestens drei Jahre einen einsatzgeprüften Hund geführt hat. Ich habe die Ausbildung quasi angefangen als mein Hund gerade geprüft war, somit war ich dann auch drei Jahre in der Ausbildung.
Dazu gehören dann noch verschiedene theoretische Unterrichte, die man machen muss, wie erwachsenengerechte Unterrichtsgestaltung und verschiedene Seminare dazu. Anschließend erfolgt eine Prüfung, die, ich glaube, zwei Wochenenden lang ist. Man bekommt eine Prüfungsaufgabe gestellt, die man in einer theoretischen Facharbeit ausarbeiten muss, welche eingeschickt und bewertet wird und anschließend gibt es noch einen praktischen Teil, wo man seine Facharbeit, die man vorher ausgearbeitet hat, nochmal vorstellen muss an einem fremden Hund-Mensch-Team. Wenn man diese Prüfungen dann bestanden hat, dann hat man grundsätzlich schon mal ja die erste Voraussetzung, Ausbilder zu werden.
Man muss dann aber noch mindestens 40 Hospitationsstunden in anderen Staffeln nachweisen. Und dann, wenn man alles zusammen hat, die ganzen Seminare, Lehrgänge und seine Ausbilderprüfung geht das bei uns an den Landesverband und der entscheidet dann ob er dich zum qualifizierten Ausbilder annimmt oder nicht.
In meinem Fall hat das Gottseidank funktioniert, allerdings ist diese Bescheinigung auch immer nur für drei Jahre gültig. In diesen drei Jahren muss ich auch Fortbildungsstunden nachweisen, sonst kann mir diese Lizenz auch entzogen werden. Aber das versteht sich von selbst, finde ich, dass man sich auch fortbildet. Weil auch in unserer Arbeit tut sich einfach immer wieder irgendwas, man bleibt nicht stehen. Alles verändert sich, die Wissenschaft geht immer weiter und das schlägt sich auch auf unsere Arbeit nieder, deswegen ist es ganz selbstverständlich, dass man diese Fortbildungen macht. Die muss man dann immer wieder beim Landesverband einreichen, damit die Lizenz auch alle drei Jahre verlängert wird. Sollte man natürlich irgendwelche Verstöße begehen, beispielsweise dass man Ausbildungsmethoden verwendet, die tierschutzrechtlich relevant sind, dann könnte einem diese Lizenz natürlich auch jederzeit entzogen werden.
Diese Lizenz beschränkt sich auch rein auf die Arbeit mit Rettungshunden. Ich bin mit dieser Bescheinigung nicht dazu befähigt eine Hundeschule aufzumachen und normale Hund-Mensch-Teams auszubilden, sondern das bezieht sich wirklich rein auf den Fachdienst Rettungshunde, also auf die Rettungshundearbeit.
Kann es sein dass ich dich mal in der Sendung „HundKatzeMaus“ gesehen habe?
Gloria: Ja, ja! Ich war bei „HundKatzeMaus“, und zwar mit meinem Jüngsten – dem Toni. Wir wurden damals im Rahmen einer siebenteiligen Dokumentation begleitet. Tatsächlich von dem Tag an wo ich Toni beim Züchter abgeholt habe. Und die haben die ersten Schritte in seiner Ausbildung bis hin zum Eignungstest begleitet. Das war für mich auch ein sehr aufregendes Format, und wenn ich es jetzt noch mal in der Wiederholung sehe ist das tatsächlich für mich auch noch sehr emotional.
Merle: Öffentlichkeitsarbeit ist bei euch ja sicherlich auch generell ein ganz großes Thema – deswegen bist du ja auch heute hier.
Gloria: Ja absolut. Öffentlichkeitsarbeit ist ein ganz ganz wichtiges Thema, weil wir uns auch über Spenden finanzieren. Das ist vielen gar nicht bewusst:
Ich merke das immer wieder im Gespräch mit Leuten, dass viele denken wir würden staatlich finanziert – aber dem ist nicht so. Wir leben von Spenden und deswegen müssen wir da auch immer wieder darauf hinweisen, weil ansonsten, ohne Spenden, gäbe es uns tatsächlich nicht. Und wir machen das auch alle ehrenamtlich, bekommen da auch kein Geld für. Das finde ich auch ganz wichtig immer wieder zu sagen, damit es eben Staffeln wie unsere weiterhin gibt und man die Möglichkeit hat nach Menschen zu suchen.
Merle: Und das finde ich auch noch mal ganz wichtig zu betonen, dass ihr das ehrenamtlich macht. Du bist jetzt in der glücklichen Situation, dass dein Arbeitgeber da wirklich viel Verständnis für hat und dich freistellt. Aber das ist natürlich keine Selbstverständlichkeit. Es gibt dafür keine gesetzliche Regelungen. Ein:e Arbeitgeber:in ist nicht dazu verpflichtet jemanden frei zu stellen, weil er oder sie in einer Rettungshundestaffel ist – wie auch bei anderen Ehrenämtern. Da gibt es sicherlich auch einige die das auf ihr Urlaubskonto gehen lassen.
Gloria: Absolut, also bei mir war es auch so, dass ich bei meinem ersten Arbeitgeber damals alles auf eigene Kappe gemacht habe, auf Urlaub und Überstunden, da war für diese Arbeit nicht so das Verständnis da. Was ich persönlich super schade finde, weil niemand kann sich davon freisprechen, dass er nicht mal jemanden in seinem näheren Umkreis hat der vermisst wird und ich glaube jeder würde sich freuen, wenn dann da eine oder mehrere Staffeln stehen würden, die in ihrer freien Zeit dann nach dieser Person suchen.
Ja, und deswegen werbe ich auch immer wieder für Verständnis und ich bin sehr sehr dankbar, jetzt auch diesen Arbeitgeber gefunden zu haben mit Verständnis für unsere Arbeit, weil es ist einfach eine wichtige Arbeit ist. Und wir möchten einfach da sämtliche Einsatzkräfte, die Polizei und weitere, unterstützen in der Suche nach vermissten Personen.
Wie viele Einsätze habt ihr als Rettungshundestaffel ungefähr in einem Jahr?
Gloria: Das ist ganz unterschiedlich. Da gibt tatsächlich keine roten Faden. Wenn ich jetzt mal so auf die letzten Jahre zurückblicke, sind es so im Schnitt zwischen 16-20 Einsätze. Aber man kann es wirklich nie genau sagen, das ist immer sehr unterschiedlich, aber so könnte man den Durchschnitt ungefähr bezeichnen.
Es ist auch wichtig zu sagen, dass man nicht zwangsläufig jeden Einsatz annehmen muss, den man reinbekommt. Wenn wir jetzt einen Arzt in der Staffel haben, der gerade operiert, da ist klar, dass er jetzt nicht zum Einsatz kann. Oder wenn ich meinen Geburtstag feiere und Alkohol getrunken habe, ist auch relativ klar, dass ich diesen Einsatz nicht annehme. Da ist auch keiner böse und das ist völlig in Ordnung, denn wir sind Menschen, die das in ihrer Freizeit machen.
Wichtig ist glaube ich aber, dass schon klar sein sollte, dass man natürlich Einsätze annimmt und dass der Großteil der Einsätze auch möglichst wahrgenommen werden sollte. Aber nichtsdestotrotz kann man, wenn es eben so ist, dann auch mal einen Einsatz ablehnen. Dafür sind wir ein Team. Wenn einer nicht geht, dann gehen die anderen. Keiner von uns ist allein!
Was war für dich denn ein besonders prägender Einsatz?
Gloria: Das ist ganz schwierig, das wurde ich schon ganz oft gefragt und denk da auch immer drüber nach, aber tatsächlich ist für mich jeder Einsatz auf seine Weise irgendwie immer sehr, sehr prägend. Es ist immer eine wahnsinnige Anstrengung, weil man ja nie weiß was einen erwartet. Manchmal weiß ich noch nicht mal wer gesucht wird, dann kriege ich nur ein Einsatz und einen Ort. Und erst vor Ort erfährt man dann wer wirklich vermisst ist, deswegen ist jeder Einsatz so eine besondere Herausforderung und ich kann mich auch an wirklich viele, viele Einsätze erinnern, die irgendwas hinterlassen haben. Aber ich glaube so am schwierigsten ist es immer, wenn Kinder vermisst sind. Das ist tatsächlich noch mal eine ganz andere Herausforderung. Da merke ich auch persönlich, das sind so Sachen, die dann auch manchmal ein bisschen Nachbeben. Über die man auch noch mal länger nachdenkt, oder – wenn sie gefunden werden – einfach unglaublich glücklich und erleichtert ist. Das ist einfach immer noch mal ein bisschen was anderes, finde ich. Wobei, wie gesagt, ich bei jedem Einsatz immer voll und ganz dabei bin und jeder Einsatz einfach etwas besonderes ist.
Wie sieht der Alltag eurer Staffel aus? Wie regelmäßig Trainiert ihr und wie sieht das Training aus?
Gloria: Wir treffen uns zweimal die Woche – mindestens. Wir trainieren am Mittwoch abends und Samstag meist ganztägig. Wir fangen dann schon um 9 Uhr an und das geht auch gerne mal bis 17 oder 18 Uhr. Für wirklich große Suchen braucht es auch einfach Zeit mit aktuell 13 Hunden. Ansonsten treffen uns alle zwei Wochen dienstags noch auf dem Hundeplatz und fragen ein bisschen Grundgehorsam ab und helfen dann auch gerne mal, wenn es bei dem ein oder anderen Probleme gibt.
Dann kommen halt manchmal noch die Vorführungen dazu – wie gesagt ist Öffentlichkeitsarbeit ist ein riesen Thema bei uns – das heißt, wir machen auch schon mal Vorführungen in Kindergärten, in Altenheimen aber auch bei Veranstaltungen. Einfach um Präsenz zu zeigen und den Leuten zu erklären, was wir machen. Wir machen auch Sanitätsdienste, das heißt ganz normale DRK-Arbeit. Bei uns in Aachen ist zum Beispiel das CHIO wo wir jährlich sind und Sanitätsdienst machen.
Und dann treffen wir uns noch einmal im Quartal zu Staffel-Abenden, wo dann Themen besprochen werden, die wichtig sind und die Staffel angehen; wenn irgendwelche Neuerungen gemacht werden zum Beispiel.
Zusatztermine gibt es, wenn es einen Einsatz gab. Dann folgt häufig eine Einsatznachbesprechung, hierfür wird auch schon mal spontan ein Abend angesetzt mit einer oder eineinhalb Stunden.
– So sieht unser Alltag aus.
Merle: Also wirklich auch noch mal eine ganze Menge Arbeit und Zeit, die da in dieses Ehrenamt reingesteckt wird. Hut ab!
Gloria: Absolut, aber dazu muss man auch sagen, dafür wachsen wir auch extrem aneinander:
Also, ich sage mal, wer bei uns anfängt, der gewinnt auch irgendwie so ein bisschen eine Familie dazu, weil wir ja auch miteinander so vertraut arbeiten und uns ja auch aufeinander verlassen müssen und viel viel Zeit miteinander verbringen. Das ist schon ganz toll, wenn man so einer Einheit angehört.
Gloria: Ich könnte kein Training alleine mit einem oder einer Hundeführer:in machen, weil ich immer Personen brauche, die sich für den Hund verstecken. Und so arbeitet jeder mit jedem zusammen. Wir sind alle voneinander abhängig, nicht nur im Einsatz sondern auch im Training. Ich brauche jeden, damit ich einen Hund ausbilden kann, das ist einfach so. Die Bereitschaft ist natürlich da, weil jeder in der gleichen Situation ist. So arbeiten wir alle, jeder für jeden, und das freut uns auch.
Ich finde Prüfungen auch immer total bezeichnend – aber auch schon Eignungstests – wie dann die ganze Gruppe da steht und mit einem Hund mitfiebert als wäre es der eigene. Und wenn der Hund besteht, dann feiern wir das als wäre es der eigene und wenn der Hund durchfällt, dann weinen wir aber auch zusammen und sind auch zusammen traurig. Und da muss ich ganz ehrlich sagen, das ist mir vorher so noch nicht begegnet. Ich habe natürlich einen Freundeskreis und bin auch schon länger in der Hundewelt unterwegs, aber das ist schon schon toll, einfach dieses füreinander da zu sein und miteinander zu arbeiten. Ich finde es unglaublich bereichernd.
Gibt es bei euch Staffelmitglieder, die mehrere Hunde im Einsatz haben?
Gloria: Ja, also wir haben vier Teams, die jeweils zwei Hunde haben. Das ist überhaupt kein Problem, man kann auch gerne mit mehreren Hunden kommen.
Ich sage immer, wenn man gerade anfängt, wenn man wirklich das allererste Mal in der Rettungshundearbeit ist, ist es wahrscheinlich schwierig zwei auszubilden. Ich spreche da aus Erfahrung. Es ist schon schwierig zwischen zwei Hunden zu unterscheiden, weil man sich wirklich auf jeden Hund komplett einlassen muss.
Meine Hunde gehören zwar der gleichen Rasse an, sind aber wie Tag und Nacht. In der Arbeit haben sie überhaupt nichts gemeinsam und das ist schon eine Herausforderung. Als Toni kam war ich sieben Jahre in der Staffel, das war eine Wahnsinns Herausforderung „umzuswitchen“ von Bruce auf Toni – von Bruce, der diese Ruhe hat und eine komplett andere Art zu suchen, auf dieses kleine, wahnsinnig lebhafte Wesen, was immer schnell und mit Action unterwegs ist.
Und deswegen ist es glaube ich für jemanden, der gerade frisch anfängt, eher schwierig zwei gleichzeitig auszubilden. Und daher raten wir, ehrlich gesagt, auch davon ab. Aber grundsätzlich ist es kein Problem, wenn man zwei Hunde bei uns hat.
Merle: Und wie sieht das dann im Einsatz aus? Kommen dann beide Hunde mit zum Einsatz oder wird er nur einer mitgenommen?
Gloria: Ja ne, beide. Wenn beide natürlich geprüft sind dürfen auch beide mitkommen. Und dann ist es so, dass man natürlich erst mit dem einen sucht und wenn der dann erschöpft ist kommt der ins Auto und darf sich ausruhen. Dann nimmt man seinen Zweiten, sucht mit ihm weiter und dann kann die ganze Zeit quasi im Wechsel arbeiten. Natürlich brauchen die Helfer und der Hundeführer zwischendurch auch mal eine Pause, aber Wechsel ist aber überhaupt kein Problem. Man kann Beide, oder auch wenn man Drei Hunde hat, alle im Einsatz führen.
Wie lange, also bis zu welchem Alter kann ein Hund in den Einsatz gehen?
Gloria: Das ist auch ganz ganz schwierig zu sagen. Also, meine Hunde gehören ja einer großen Rasse an, die natürlich auch einfach nicht so alt wird. Das muss man auch klar sagen, dass auch schneller Probleme mit den Knochen auftreten als bei mittelgroßen Hunden beispielsweise. Man muss das so ein bisschen davon abhängig machen, wie fit der Hund eigentlich noch ist. Und bei meinem Bruce war es so, dass er mit zehn in Rente gegangen ist vor einem Jahr. Das lag einfach daran, dass er dann Spondylose und eine Alters-ED bekommen hat und ich gemerkt habe, dass es ihm nicht mehr gut tut, wenn er nachts durch unwegsames Gelände brettert und die Hänge rauf und runter. Ich hab gemerkt, dass die Regenerationszeiten immer länger werden, dass er lahmt und unrund läuft. Auch in Absprache mit dem Tierarzt war klar, dass ihm das so nicht mehr gut tut – und dann ist die Entscheidung klar gefallen, dass er jetzt in Rente geht und seinen Ruhestand haben darf.
Was man dazu aber auch sagen muss:
Auch wenn die Hunde in Rente gehen, werden die bei uns weitergearbeitet. Also wirklich bis zu ihrem letzten Atemzug dürfen die bei uns mitmachen. Das ist auch ganz wichtig bei Hunden, die ihr Leben lang gearbeitet worden sind. Die kann man nicht einfach so aus der Arbeit nehmen. Man würde ihnen damit etwas wegnehmen, was für sie eigentlich wichtig ist, weil sie es gar nicht anders kennen. Bruce hat mit zehn oder zwölf Wochen angefangen und würde ich ihm jetzt die Arbeit wegnehmen, würde er gar nicht verstehen was er verbrochen hat, dass er nicht mehr mitdarf. Alle Rentner bei uns werden weiter ins Training integriert und bekommen dann „Senioren-Gebiete“. Da ist dann kein Hang mehr drin, die müssen auch nicht mehr durch jeden Busch springen und kriegen einfach nette Suchgebiete, die dann auch nicht mehr so groß sind. Das finde ich eigentlich ganz schön.
Gloria: Bei meinem ist es so, dass er jetzt eine halbseitige Kehlkopflähmung hat, sodass er auch nicht mehr Bellen soll und kann, sodass wir jetzt sagen, wenn er bei der Person ankommt muss er auch nicht mehr bellen, er kriegt dann sofort sein Futter, weil er sie gefunden hat. So handhaben wir das. Letztlich muss das aber natürlich der oder die Ausbilder:in in Absprache mit dem oder der Hundeführer:in entscheiden, wie lange ein Hund laufen kann. Ich habe auch schon Border Collies erlebt, die mit zwölf und dreizehn noch wunderbar im Einsatz gelaufen sind, ohne Beschwerden. Dann kann man die natürlich auch so lange laufen lassen. Man muss sich nur immer bewusst sein, dass man alle zwei Jahre zur Prüfung muss und der Hund diese auch bestehen muss.
Gibt es zum Eingang auch gesundheitliche Tests um zum Beispiel HD und ED auszuschließen?
Gloria: Vorschrift ist es nicht bei uns, aber wir fragen schon danach. Bei den Großrassen erlebe ich jedoch, dass die Leute häufig schon selbstständig auf die Idee kommen HD und ED mal abklären zu lassen. Das habe ich bei meinen auch gemacht und wir empfehlen das auch – gerade bei den Großrassen. Die Hunde haben bei uns auch eine ganz besondere Belastung und wenn ein Hund eine HD hat, dann schaden wir ihm einfach mit unserer Arbeit. Deswegen sind die Leute eigentlich auch immer sehr verständnisvoll und machen diese Untersuchungen selbständig, weil ihnen natürlich auch daran gelegen ist, dass ihre Hunde möglichst lange fit bleiben.
Merle: Ja und wo wir jetzt schon bei Ende und Rente und Ende der Arbeit sind – damit sind wir nun auch schon am Ende der Podcast-Folge. Die Zeit ist ja wirklich schnell verflogen. Vielen lieben Dank schon mal, das waren wirklich sehr interessante Einblicke.
Gloria: Ja, das hoffe ich. Ich freue mich auch immer, wenn Leute danach fragen. Ich stehe auch immer gerne für Fragen zur Verfügung. Und ich glaube ich kann da für sämtliche Staffeln sprechen, dass die in jeder Region auch immer gerne für Fragen zur Verfügung stehen.
Ja, mir hat es sehr sehr viel Spaß gemacht und ich möchte mich auch noch mal bedanken für die Einladung, dass ich hier bei diesem Podcast dabei sein durfte.
Quellen & weitere Links zum Thema
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