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Magendrehung beim Hund – was du wissen solltest!

10.07.2023

Die Magendrehung gehört zu den schwersten und akutesten Erkrankungen bei Hunden. In diesem Artikel erfährst du, was genau eine Magendrehung ist, welche Risikofaktoren bestehen, ob Rasse, Fütterung und Alter eine Rolle spielen und wie im Notfall gehandelt werden sollte. Dabei werfen wir einen Blick auf wissenschaftliche Erkenntnisse und nehmen verbreitete Mythen unter die Lupe.

Magendrehung beim Hund – was du wissen solltest!

Einleitung – die Angst vor einer Magendrehung

Ein plötzlich lebensgefährlich aufgeblähter Bauch und ein darauf folgender Kreislaufkollaps – die Magendrehung, im englischen auch “Bloat“ genannt, zählt zu den schwersten akuten Erkrankungen beim Hund. Sie ist so berüchtigt, dass sie sogar popkulturell aufgegriffen worden ist: sie beendet das Leben von Marley in “Mein Hund Marley und Ich” und auch Knecht Ruprecht, der Hund bei den Simpsons, erkrankt in einer Folge daran und kann nur durch eine Notoperation gerettet werden.

Auch wenn verschiedene Risikofaktoren beobachtet und diskutiert werden, kann theoretisch jeden Hund eine Magendrehung und ihre lebensbedrohlichen Folgen treffen. Umso wichtiger ist es, dass alle Hundehalter:innen sich über die Magendrehung informieren.

Wir haben uns durch die vorhandene Literatur gearbeitet und geben in diesem Artikel einen Überblick über das Krankheitsbild, die Ursachen, Risikofaktoren, Mythen sowie Symptome und das Vorgehen im Notfall.

Was ist eine Magendrehung?

Die Magendrehung läuft in zwei Phasen ab:

  1. Der Aufgasung
  2. Der Rotation

Röntgenbild einer Magendrehung

Zunächst gast der Magen stark auf. Durch das Aufgasen vergrößert sich der Magen und drückt auf die großen Venen im Bauchraum des Hundes, die normalerweise das Blut zum Herzen zurückführen. Dadurch wird die Blutzirkulation im gesamten Körper beeinträchtigt und lebenswichtige Gewebe können nicht mehr mit Sauerstoff und Blut versorgt werden. Die Quetschung des Zwerchfells erschwert zusätzlich die Atmung.

Anschließend rotiert der Magen um seine eigene Längsachse, sodass die Blutzirkulation unterbrochen wird. Dies beeinträchtigt zunehmend die Blutversorgung wodurch ein lebensbedrohlicher Schockzustand eintritt. Durch die Unterversorgung mit Sauerstoff sowie den enormen Druck der durch den aufgeblähten Magen entsteht kommt es zum Absterben von Geweben. Die Verdauung kommt zum Erliegen, woraufhin sich Giftstoffe im Blut akkumulieren, welche den Schockzustand noch weiter verschärfen.

Diese Situation ist akut lebensbedrohlich. Allenfalls ein schnelles operatives Eingreifen kann den Hund in diesem Zustand noch retten. Ohne Eingriff ist es auch möglich, dass der Magen dem Druck im weiteren Verlauf nicht standhalten kann und reißt.
Darüber hinaus kann eine Magendrehung mit zunehmendem Verlauf auch zu irreversiblen Organschäden führen, sodass eine Operation nicht in jedem Fall Leben retten kann – rund ein Drittel der betroffenen Hunde sterben trotz chirurgischen Eingreifens.

Eine Magendrehung ist daher vermutlich eine der schwersten und akutesten Hundeerkrankungen, die nicht durch Unfälle ausgelöst werden. 

Wie erkenne ich eine Magendrehung?

Gerade aufgrund der Schwere der Erkrankung, fragen sich viele Halter:innen berechtigterweise, wie sie eine Magendrehung erkennen können.

Hund in der sogenannten Gebetshaltung

Durch das Aufblähen des Magens, kommt es zu einer zunehmenden Umfangsvermehrung des Magens, welche auch von außen sichtbar ist und als ein wichtiges Alarmsignal gilt. Bei sanftem Fingerklopfen kann man hohle, trommelartige Geräusche wahrnehmen. Möglicherweise ist der Hund unruhig, setzt sich viel hin, oder zeigt die “Gebetshaltung” (siehe Bild oben) . Der Hund kann zunehmendes apathisches Verhalten sowie Schockzeichen zeigen.

Anzeichen einer Magendrehung:

Wodurch wird eine Magendrehung verursacht? Was für Risikofaktoren gibt es?

Fragt man das Internet nach Ursachen und Risikofaktoren einer Magendrehung, bekommt man viele, eindeutig scheinende und mitunter sehr absolut formulierte Antworten, doch die wissenschaftliche Realität sieht viel weniger eindeutig aus.

Trotz dieser schwerwiegenden und nicht selten auftretenden Diagnose sind die Ursachen und prädisponierenden Faktoren der Magendrehung bisher kaum bekannt. Zum einen ist unklar, wie genau die starke initiale Aufgasung ausgelöst wird, zum anderen kann man bisher nicht eindeutig erklären, warum es anschließend zu einer Drehung kommt.

Unterschiedliche Studien weisen darauf hin, dass das Risiko einer Magendrehung mit zunehmendem Alter steigt. Laut einer Befragung mit 882 ausgewerteten Fragebögen von Hellweg & Zentek aus dem Jahr 2005 waren betroffene Hunde im Durchschnitt 6,9 Jahre alt.

Dafür, dass Aktivität, Tageszeit und Aufenthaltsort einen Einfluss auf die Entstehung einer Magendrehung haben, gibt es keine hinreichenden Belege und auch der Einfluss von Geschlecht, Kastrationsstatus, sowie Rasse und Fütterung sind strittig.

Ist das Risiko einer Magendrehung für bestimmte Hunderassen erhöht?

Besonders häufig wird diskutiert, ob bei bestimmten Rassen ein erhöhtes Risiko für eine Magendrehung besteht.
In verschiedenen Untersuchungen tauchten folgende Rassen häufig auf: Deutsch Drahthaar, Deutscher Schäferhund, Irish Setter, Gordon Setter, Basset Hounds, Bernhardiner, Old English Shepherds, Weimaraner, Rottweiler, Dogge und Pudel.

Allerdings sollte man beachten, dass viele dieser Rassen, zumindest in Deutschland, ohnehin zu den häufigsten Rassen, gemäß VDH-und TASSO-Statistiken, gehören. So kann die Möglichkeit bestehen, dass eine Rasse nur scheinbar häufiger von Magendrehungen betroffen ist als andere.

Im Rahmen eines großen Forschungsprojektes zu Magendrehungen der Purdue-Universität wurden drei mögliche „Risikogene“ (DLA88, DRB1, TLR5) entdeckt, die mit einem vermehrt Blähungen auslösenden Darmmikrobiom assoziiert werden. So könnte, zum Beispiel bei Doggen, ein Teil des Risikos durch diese Gene erklärt werden.

Darüberhinaus fand man heraus, dass das Risiko an einer Magendrehung zu erkranken – unabhängig von den drei vorgenannten Genen – unter nahen Verwandten, wie Geschwistern, Eltern und Nachkommen steigt. Daher empfehlen die Forschenden der Purdue-Studie, betroffene Hunde und enge Verwandte aus der Zucht zu nehmen.

Allgemein gelten große bzw. schwere Hunderassen (> 50kg) mit einer tiefen, schmalen Brust als besonders gefährdet. Allerdings treten Magendrehungen trotzdem bei allen Rassen und Mischlingen und auch ohne bekannte Vorerkrankungen auf.
Bei kleineren Hunden konnten teilweise Magenaufgasungen ohne eine Magendrehung beobachtet werden.

Bei einigen als „Hochrisikorassen“ definierten Rassen wird eine prophylaktische Gastropexie diskutiert. Hierbei wird der Magen im Bauchraum chirurgisch fixiert, um eine Drehung zu verhindern.

Spielt die Fütterung bei der Magendrehung eine Rolle?

Es gibt verschiedene Vermutungen zum Zusammenhang zwischen Fütterung und dem Auftreten einer Magendrehung. Dabei geht es sowohl um die Art des Futters (z.B. Trockenfutter oder feuchtes Futter), einzelne Nahrungsbestandteile, als auch den zeitlichen Kontext (z.B. vor, während oder nach körperlicher Anstrengung), die Verteilung der Futtermenge im Tagesverlauf, die Fressgeschwindigkeit sowie die Darreichungsform (z.B. Höhe der Futterschüssel).

Da es sich um eine Erkrankung des Verdauungstrakts handelt, ist eine Suche nach Risikofaktoren in der Ernährung natürlich naheliegend und begünstigt Spekulationen rund um das Futter als Risikofaktor. Doch auch wenn folglich zahlreiche Theorien rund um den Zusammenhang von Fütterung und Magendrehung existieren, gibt es aktuell keine wissenschaftlich eindeutigen Belege hierfür. Insbesondere mangelt es an Studien, die kausale Zusammenhänge belegen können.

Von einem kausalen Zusammenhang wird gesprochen, wenn ein eindeutiger Ursache-Wirkungs-Zusammenhang zwischen zwei Variablen besteht. Variable A steigt oder sinkt, WEIL Variable B steigt oder sinkt. Um von einem kausalen Zusammenhang sprechen zu können, muss man sich wirklich sicher sein, dass dieser Einfluss besteht. Zu prüfen, ob Zusammenhänge kausal sind oder nicht, ist Aufgabe der Forschung. Hierfür gibt es unterschiedliche Wege, wie statistische Methoden oder randomisierte Experimente mit Untersuchungs- und Kontrollgruppen. Mehr zum Thema Kausalität, Korrelation und Koinzidenz findest du hier

Bisher durchgeführte Studien in diesem Bereich, lassen essentielle Fragestellung noch unbeantwortet, wie zum Beispiel:

Notfall Magendrehung – was ist zu tun?

Die Magendrehung stellt einen akut lebensbedrohlichen Notfall
dar und erfordert sofortiges tierärztliches Eingreifen.
Es ist dringend erforderlich, so schnell wie möglich eine Tierarztpraxis oder Klinik aufzusuchen. Jede Minute zählt!

Sehr wichtig ist dabei vorab zu klären, ob die Anlaufstelle auch dafür aufgestellt und ausgerüstet ist, die benötigte Notoperation durchzuführen.

Magendrehung beim Hund – ein Notfall

Wie bei anderen Notfällen auch, kann nicht jede (notdiensthabende) Tierarztpraxis eine rettende Magendrehungs-Notoperation durchführen. Da nicht alle hierfür ausgestattet und ausgebildet sind. Es ist daher sehr wichtig vorher abzuklären, ob man überhaupt zur richtigen Anlaufstelle aufbricht. Es kann fatal sein, Zeit für unnötige Telefonate oder eine Anfahrt zu vergeuden, bei der wieder weitergeleitet werden muss. Im optimalen Fall hat man sich schon lange vor dem Eintreten des Notfalls informiert, an welche Stelle man sich (telefonisch vorab) wenden muss und wohin man aufbrechen muss, denn im Notfall zählt jede Minute und man sollte keine Zeit mit Recherchen verschwenden müssen.
Wenn du dich noch nicht vorbereitet hast, dann hole dies bitte unbedingt nach! Im Notfall zählt jede Minute!
Wir haben dir hierfür eine kostenlose Notfall-Recherche-Hilfe zusammengestellt.

Welcher Tierarzt hat heute Notdienst?

Wie läuft eine Notfall-OP bei einer Magendrehung ab?

Um die akute Situation zu entschärfen und weitere Schäden zu verhindern, muss der Druck auf die Magenwand und innere Organe unbedingt so schnell wie möglich verringert werden. Dies geschieht in der Regel zunächst durch das Legen einer Magensonde. Sofern das bei einer fortgeschritteneren Magendrehung nicht mehr möglich ist, wird durch eine Nadel oder einen Katheter versucht, den Druck zu mindern. Anschließend wird häufig eine Gastropexie vorgenommen, die eine erneute Magendrehung verhindern soll.

Die Sterblichkeit wird je nach Quelle zwischen 15-50% beziffert. Dabei werden unterschiedliche Faktoren angeben, die sich auf die Mortalität auswirken. So spielt es eine entscheiden Rolle, wie lange die Magendrehung vor dem Eingreifen schon bestand, wie stark sie ausgeprägt war, ob Organe geschädigt wurden oder Herzrhythmusstörung auftraten.

Fazit – Magendrehung

Eine Magendrehung ist ein sehr ernstzunehmende, akute Notsituation, mit relativ hoher Sterblichkeitsrate, in der jede Minute zählt. Im Zweifel heißt es, lieber einmal zu viel als zu wenig den Weg in die Tierklinik auf sich genommen zu haben.

Damit man im Ernstfall keine Zeit verliert, sollte man sich schon vorab informieren, wo man (auch außerhalb der normalen Sprechstundenzeiten) tierärztliche Hilfe bekommt, die eine lebensrettende Notoperation vornehmen kann, denn nicht alle Tierarztpraxen sind hierfür aufgestellt. (Dies gilt im Übrigen auch für andere Notfälle, die spezielle Kenntnisse oder Geräte für Diagnostik und/oder Operationen benötigen).

Hier findest du unsere kostenlose Notfall-Recherche-Hilfe!

Anders als häufig angenommen, ist nur wenig über die Ursachen der Magendrehung sowie konkrete Risikofaktoren bekannt. Viele der vermuteten Zusammenhänge sind bisher nicht eindeutig geklärt.

Auch wenn verschiedene Risikofaktoren beobachtet und diskutiert werden, kann theoretisch jeden Hund eine Magendrehung treffen.

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Die Inhalte dieses Artikels wurden nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Sie dienen der allgemeinen Information und ersetzen in keiner Weise eine individuelle und fachliche Beratung oder Behandlung durch eine Tierärztin oder einen Tierarzt. Wir empfehlen dir ausdrücklich, bei allen Fragen
rund um die hündische Gesundheit, immer eine Tierärztin oder einen Tierarzt zu Rate zu ziehen. In keinem Fall dürfen die hier aufgeführten Informationen dafür genutzt werden, Krankheiten eigenständig zu diagnostizieren oder zu behandeln.

Anna-Merle Jedamzik

Anna-Merle Jedamzik

Gründerin von Cleverdog Campus

Merle hat Agrarwissenschaften, mit den Schwerpunkten Tierzucht und Tierhaltung, studiert und widmet sich mit Leidenschaft der Wissenschaftskommunikation im Bereich der Naturwissenschaften. Seit einigen Jahren liegt ihr Fokus dabei auch auf der Kynologie.

Annsophie Schmidt

Annsophie Schmidt

Annsophie hat Forstwissenschaft (B.Sc.) studiert und widmet sich aktuell ihrem Masterstudium Evolution, Ecology and Systematics. Daneben absolviert sie gerade gemeinsam mit ihrem Airedale Terrier Fiete eine Ausbildung zum Artenschutzspürhunde-Team.

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